Ein Nachruf
Unser Freund, Kollege und Mitstreiter Mike Glück ist gestorben. Wir verdanken diesem ungeheuer tatkräftigen, inspirierenden und starken Menschen sehr, sehr viel.
Im ländlichen Sierning aufgewachsen, zog es Mike im Jugendalter nach Steyr. Eine Stadt, die seither sein Lebensmittelpunkt war und die er nachhaltig verändern sollte. Der leidenschaftliche Gitarrist prägte die hiesige alternative Kultur- und Musikszene wie kein Zweiter. Mit der Band Dharma Bums Insane gelang es Mike und seinen Kollegen schon Ende der 80er regionale Konzertbühnen zu rocken. Konzerte in ganz Österreich und den Nachbarländern sollten folgen.
Aus der Energie, die sich rund um die „jungen Wilden“ bündelte, entstand der Kulturverein Kraftwerk. Ein Keller am Steyrer Stadtplatz wurde schließlich zum Mittelpunkt der Steyrer Alternativszene. Über ein Jahr fanden dort legendäre Konzertabende statt. Bands wie Naked Lunch, Attwenger, Kurort, Lungfish und viele andere traten erstmals in Steyr auf. Mike selbst wirkte im Kraftwerk nicht nur mit seinen Bands, sondern kümmerte sich als erster Obmann auch um das Booking und stand bei fast allen Konzerten hinterm Mischpult. Ein Handwerk, das er dort nach und nach verbesserte und welches sein berufliches Leben entscheidend prägen sollte.
Der Keller, rückblickend ein Nukleus der Steyrer Subkultur, musste aufgrund diverser Unpässlichkeiten wieder geschlossen werden. Sein Ziel nie aus den Augen verlierend, startete Mike mit vielen anderen in den Monaten danach erneut eine Initiative, um Raum für damalige Jugendkultur zu schaffen. Aus dieser sollte schließlich (über etliche Umwege) unser geliebtes Kulturhaus RÖDA entstehen. Ein Haus, das Mike nicht nur entscheidend mitaufbaute, sondern das über die letzten 20 Jahre zu seinem kulturellen Zentrum wurde.
Es ließen sich tausende Geschichten über Mike und das RÖDA erzählen – alle haben wir sicher hunderte davon gehört oder sogar miterleben dürfen. Mike war der erste Obmann des Trägervereins RÖDA, betreute seit Anbeginn den Technikbereich und mischte hunderte Konzerte. Darüber hinaus war er bis zuletzt ehrenamtliches Vorstandmitglied und kümmerte sich unter anderem um unsere Finanzen.
Noch vor wenigen Tagen haben wir mit ihm über Maßnahmen gesprochen, die wir gemeinsam gegen die Kürzungen im Kulturbereich setzen wollen. Mike war unser Umsetzer, Stratege, Netzwerker und als Lichtgestalt der freien Szene setzte er sich gegen alle Mühlen der politischen Ebenen für unsere Anliegen ein.
Mike war dabei unheimlich ausdauernd, entschieden, verantwortungsvoll und erfahren. Wenn ihm etwas wichtig und er davon überzeugt war, steckte er seine ganze Energie hinein.
Eindrucksvoll hat er uns das erst zuletzt bei der Gestaltung des Buchs zu „20 Jahre RÖDA“ gezeigt. Ohne Mike wären weder das Buch, noch der Film „Jedem Dorf sein Underground“ in dieser Form machbar gewesen.
Ohne Mike gäbe es unser RÖDA, so wie es heute dasteht, nicht.
Mike war aber nicht nur im RÖDA aktiv. Nachdem er schon seit Jahren für das benachbarte Museum Arbeitswelt Veranstaltungen betreut hatte, nahm er dort Anfang 2017 erstmals eine fixe Anstellung an. Dabei sah er seine Aufgaben nicht nur in der technischen Abwicklung von Veranstaltungen und Ausstellungen, sondern bereicherte diese durch den kollegialen Austausch mit seinem breitgefächerten Wissen und beriet immer auch inhaltlich – aus Überzeugung.
Als leidenschaftlicher Fußballfan war Mike in den letzten Jahren für den SK Vorwärts Steyr ehrenamtlich aktiv und sorgte bei Pressekonferenzen und Fan-Stammtischen für den guten Ton.
Außerhalb Steyrs gilt Mike heute als das Aushängeschild der Steyrer Kultur- und Musikszene. Als Tontechniker begleitete er verschiedene Bands durch Österreich, Europa und darüber hinaus. Mike folgte auch privat seinen Lieblingsbands bis in die USA.
Als einer der größten Neil Young Fans sah er sein Idol so oft es ihm möglich war. Seit den 90er-Jahren coverte er mit seinen Bands Youngdozer und später mit Hirschmugl & Glueck Electric zahlreiche Songs „des Meisters“. Seine Leidenschaft versinnbildlichte sich aber auch in seiner beeindruckenden Plattensammlung und seinem lexikalischen Musikwissen.
Uns Freundinnen und Freunden bleibst du, Mike, aber auch als Backgammon-Sieger, Schwimmschullieger, überzeugter Raucher, begnadeter Biertrinker, begeisterter Paddler, Koch, Hobby-Gärtner, Schwammerlsucher, Gscheidwaschl, Sturschädl, vor allem aber als unheimlich warmherziger, hilfsbereiter, verlässlicher, prinzipientreuer, direkter und zugleich liebevoller Mensch in Erinnerung.
Für uns ist es schön, dass wir einen gemeinsamen Weg mit dir gehen durften. Völlig unerwartet soll dieser nun zu Ende sein. Beim letzten Besuch im Krankenhaus hast du dich auf deine herzliche Weise mit den Worten „Mocht’s kan Bledsinn. Passt’s auf eich auf.“ verabschiedet.
Auch wenn es uns das Herz zerreißt, werden wir weitermachen und auf uns, und das, was du aufgebaut hast, in deinem Sinn aufpassen.
So wirst du immer bei uns bleiben.
Danke für alles, Mike!
Marlene Baranyik (Vorstandsmitglied, RÖDA)
Jürgen Köglberger (Obmann, RÖDA)
Stephan Rosinger (Museum Arbeitswelt)
Im Namen des RÖDA-Vorstands & Team sowie deiner Kolleginnen und Kollegen im Museum Arbeitswelt.